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Frauen sollen sichtbar werden

Aline Schmucki leitet den Agrarbereich der LANDI Zola. Im Interview erzählt sie, warum Frauen in Kaderpositionen wichtig sind.

Aline Schmucki leitet den Agrarbereich der LANDI Zola AG. Die 28-jährige Agronomin begann nach ihrem Studium an der ETH als Führungstrainee bei der fenaco-LANDI Gruppe und engagierte sich schon früh für die Initiative «en avant». Im Interview erzählt sie, warum es wichtig ist, den Frauenanteil in Führungspositionen zu erhöhen.

Warum hast du dich für einen Job im Agrarbereich entschieden?
Aline Schmucki: Ich bin auf einem grossen landwirtschaftlichen Betrieb aufgewachsen. Dabei habe ich erfahren, wie wichtig und schön die Lebensmittelproduktion ist. Meine handwerkliche Begabung ist jedoch nicht sehr gross, weshalb ich mich gegen die Ausbildung zur Landwirtin und für das Agronomiestudium entschieden habe. Dass etwas Bodenständiges wie die Produktion unseres Essens so anspruchsvoll ist und immer mehr Herausforderungen mit sich bringt, fasziniert mich. Selbst wenn wir eines Tages keinen Strom haben würden, so benötigen wir als Erstes etwas zu trinken und zu essen. Zudem arbeite ich gerne mit Menschen. Bei der LANDI Zola bin ich täglich in Kontakt mit Kundinnen und Kunden und den Mitarbeitenden. 

Was treibt dich in deiner Karriere an?
Ich bin ehrgeizig. Ich möchte etwas bewirken und gestalten. Gelingt mir dies, so motiviert mich das, weiterzumachen. In meiner Führungsrolle erhalte ich immer wieder Chancen, etwas anzustossen. 

Wie wurdest du Leiterin Agrar bei der LANDI Zola?
Nach der wissenschaftlichen und forschungsbezogenen Ausbildung zur Agronomin an der ETH Zürich wollte ich in die Praxis. Das äusserst vielseitige Programm für Führungstrainees der fenaco-LANDI Gruppe reizte mich. Während zweier Jahre durfte ich in ganz unterschiedliche Bereiche eintauchen – zwei Wochen in einem TopShop oder vier Monate bei UFA im Beratungsdienst. Dieses Traineeprogramm war das perfekte Sprungbrett. Die Stellenausschreibung für die Agrarleitung bei der LANDI Zola kam dann zum richtigen Zeitpunkt.

Wirst du in deinem Job mit Geschlechterklischees konfrontiert?
Selten. Doch es kommt vor. Beispielsweise, als ein Kunde meinem Mitarbeiter erklärte, er habe bereits mit dessen Sekretärin telefoniert. Er meinte mich. In der Regel ist die Akzeptanz für Frauen bei unseren Kundinnen und Kunden im Agrargeschäft aber sehr gross. Wahrscheinlich auch deshalb, weil bei uns im Agrarhandel, in der Getreidesammelstelle und im Trocknungsbetrieb in Illnau, Mönchaltorf und Gossau (ZH) schon länger einige Frauen am Werk sind. So auch bei meiner Ausbildung: An der ETH Zürich waren wir zu 50 Prozent Frauen. Auch beinahe die Hälfte der Dozierenden bestand aus Frauen. Frauen sind in der Agronomie also keine Exotinnen mehr. Bei der fenaco sind sie in den höheren Kaderstufen aber noch klar in der Minderheit. 

Setzt du dich aus diesem Grund für die Initiative «en avant» ein?
Genau. Zurzeit arbeiten bei der fenaco in der Geschäftsleitung 6 Prozent Frauen, im oberen Kader 13 Prozent, im mittleren Kader 18 Prozent und bei den Mitarbeitenden ohne Kaderfunktion 47 Prozent. Das heisst, je höher die Karrierestufe, desto weniger Frauen – und damit gehen wertvolle Fach- und Führungskräfte verloren. Studien belegen zudem, dass gemischte Teams erfolgreicher arbeiten. Und: Rund ein Drittel der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte sind Frauen. Diese stellen wiederum unsere Mitglieder und die Kundinnen der fenaco-LANDI Gruppe. Um sie besser zu verstehen und besser zu beraten, benötigt es mehr Frauen in den Entscheidungsgremien. Das Ziel von «en avant» ist daher, den Frauenanteil auf allen Kaderstufen zu erhöhen. So lässt sich die Diversität vergrössern, vielfältigere Perspektiven und Ideen entstehen.

«en avant»

2021 hat die fenaco das Impulsprogramm «en avant» lanciert. Dies mit dem Ziel, den Frauenanteil auf allen Kaderstufen zu erhöhen und dadurch die Diversität zu vergrössern. Im Rahmen von «en avant» setzt die fenaco mehrere Massnahmen um. Dazu gehören unter anderem übergreifende Netzwerkanlässe für Frauen, Workshops für mehr Auftrittskompetenz oder Kurse für Führungspersonen, um einen Kulturwandel anzustossen.

Was ist dein persönlicher Wunsch dazu?
Ich möchte mithelfen, dass die Frauen und ihre Arbeit in der fenaco und in der Land- und Ernährungswirtschaft sichtbarer werden. Ich wünsche mir, dass in der Landwirtschaft und in der fenaco ein Kulturwandel stattfindet und wir uns von geschlechterspezifischen Rollenbildern und Zuschreibungen verabschieden. 

Heute ist der internationale Tag der Frau. Was würdest du Frauen auf dem Weg in eine Führungsposition raten?
Das Klischee, Frauen würden sich weniger stark exponieren, stimmt leider meiner Erfahrung nach oft. Daher: Traut euch! Tut es! Denn es braucht euch!

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