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Silofolien im Dienst der Kreislaufwirtschaft

Früher entsorgt, werden Silofolien heute dank Recycling zur Basis neuer Produkte. Ein nützliches und nachhaltiges zweites Leben.

Lange endete die Siloballenfolie nach Gebrauch schlicht im Abfall. Dank Recycling bildet sie heute den Anfang eines neuen Produkts. Das ist Kreislaufwirtschaft in Aktion.

Ein frischer Morgen im Zürcher Oberland. Auf dem Hofplatz eines Landwirtschaftsbetriebs wird der letzte Siloballen des Sommers eingerollt. Der süsslich-säuerliche Duft von Grassilage liegt in der Luft. Nur wenige Meter weiter: ein ordentlicher Haufen benutzter Silofolien – grob gereinigt und zusammengelegt. Dieser Haufen steht für ein Umdenken bei vielen landwirtschaftlichen Betrieben. «Früher landete ein Grossteil der Folien in der Verbrennung», sagt Aline Schmucki. Die Vorsitzende der Geschäftsleitung der LANDI Zola engagiert sich dafür, dass aus landwirtschaftlichem Kunststoff kein Müll, sondern ein Wertstoff wird.

Gemeinsam mit der LANDI Bachtel organisiert die LANDI Zola SiloballenfolienSammeltage. Zwei Mal im Jahr – im April und November  – können die Landwirtinnen und Landwirte ihre gebrauchten Siloballenfolien abgeben. Die Sammlung wird schon seit drei Jahren angeboten und stösst auf wachsendes Interesse. «Es braucht Zeit, bis sich ein solches Angebot herumspricht», weiss Aline Schmucki. 2024 wurden insgesamt 18 Tonnen Material gesammelt und dem Recycling zugeführt, 2022 gerade mal 7 Tonnen. Was die LANDI Zola und die LANDI Bachtel gemeinsam umsetzen, ist Teil eines konsequenten Folienkreislaufs, den die LANDI zusammen mit Läderach Agro, dem Spezialisten für Erntebindemittel bei der Groupe Serco, mitgestaltet. Läderach Agro führt Silofolien aus gebrauchtem Plastik im Angebot und presst als Lohnunternehmer auch Ballen für die Landwirtinnen und Landwirte.

Vom Bauernhof zur Industrie und zurück

«Wir wollten einen echten Materialkreislauf schaffen – vom Bauernhof zur Industrie und zurück», sagt Peter Läderach, Geschäftsleiter von Läderach Agro. Gemeinsam mit Partnern wie Innorecycling, Erde Schweiz, verschiedenen LANDI Genossenschaften und Logistikpartnern wie TRAVECO entstand ein System, das nicht nur funktioniert, sondern wächst. Bei Innorecycling in Eschlikon (TG) werden die gebrauchten Folien zu Kunststoffgranulat verarbeitet. Daraus entsteht später neue Silofolie. «Das Spannende ist also: Die Folie kann wieder auf dasselbe Feld zurückkehren – nur in neuer Form. Das ist echte Kreislaufwirtschaft», sagt Läderach begeistert.

«Für die meisten Landwirtschaftsbetriebe läuft dieses Thema nebenher», glaubt Aline Schmucki. «Aber für uns bei der LANDI ist es eine bewusste Entscheidung. Wir übernehmen gemeinsam mit unseren Mitgliedern Verantwortung», sagt sie und fügt an: «Beim Thema Folie merkt man, wie tief das Kreislaufdenken in der Landwirtschaft verankert ist. Die Betriebe lagern das Material oft lange, obwohl das Platz braucht. Sie reinigen die Folien und pressen sie. Das alles ist Aufwand. Aber sie sind bereit dazu – weil es eine gute Sache ist.»

Peter Läderach
« Die Folie kann auf dasselbe Feld zurückkehren. »

LANDI als Sammelstelle

Auch Lohnunternehmer, die für viele Betriebe die Siloballen pressen, ziehen mit: «Sie kaufen vorzugsweise bei der LANDI, auch wegen des Umweltgedankens», bemerkt Peter Läderach. Nebst der LANDI Bachtel und der LANDI Zola engagieren sich auch andere LANDI Genossenschaften als Sammelstelle. Gros-de-Vaud, Jungfrau, Moossee, Simmental-Saanenland und Weinland sind ebenfalls bereits Teil des Systems. Dahinter steht mit Erde Schweiz ein flächendeckendes, freiwilliges Rücknahmesystem, das landwirtschaftliche Kunststoffe europaweit verwerten lässt.

In diesem System sind Hersteller, Händler, Sammelstellen und Landwirtschaftsbetriebe vertreten. Angenommen werden aber längst nicht nur Siloflachfolien: auch Unterziehfolien, Siloschläuche, Silagestretchfolien, Mantelfolien, Rundballennetze (separiert in Säcken), und Pressengarne (ebenfalls separiert in Säcken) sind bei den Sammelstellen willkommen. Neu kommen noch Düngersäcke und Big-Bags dazu. Alle Kunststoffe, die Erde Schweiz sammelt, werden in Europa zu 100 Prozent werkstofflich verwertet. So können beispielsweise aus einer Tonne Erntekunststoffe 12 500 80-Liter-Abfallsäcke hergestellt werden.

Alice Schmucki
« Wir übernehmen gemeinsam mit den Bäuerinnen und Bauern Verantwortung. »

Ein kleiner Schritt mit grosser Wirkung

Für Peter Läderach ist klar: Das System ist übertragbar. «Das Prinzip funktioniert für jede LANDI, zu ihren eigenen Konditionen», sagt er. Wer gerne einen Sammeltag organisieren möchte, kann sich bei Läderach Agro für eine Beratung melden. «Wichtig ist, dass nicht jeder für sich denkt, sondern dass Hersteller, Händler, Verwerter und Anwenderinnen und Anwender zusammenarbeiten.» Dabei gehe es nicht nur um das grosse Ganze, sondern um die Haltung: Also ob jemand bereit ist, diesen einen Schritt zu machen und die Folie zurückzubringen, statt wegzuwerfen.

Wer Verantwortung übernimmt, verändert mehr als nur den eigenen Betrieb. «Erde Schweiz bringt das Know-how, wir den Zugang zu den Bäuerinnen und Bauern», sagt Peter Läderach. Gemeinsam zeigt sich: Nachhaltigkeit beginnt nicht mit gros-sen Systemwechseln, sondern mit kleinen, konkreten Handlungen. Genau dort, wo jemand entscheidet: Das kann ich besser machen.

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