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Medienmitteilung 4 Minuten

fenaco Stadt-Land-Monitor 2025: Pole akzentuieren sich

Der fenaco Stadt-Land-Monitor zeigt gegenüber der Erstbefragung 2021 einen wachsenden Stadt-Land-Graben: Ein Drittel der Bevölkerung empfindet die Differenzen zwischen Stadt und Land als ernsthafte Belastungsprobe für die Schweiz.

Der fenaco Stadt-Land-Monitor zeigt gegenüber der Erstbefragung 2021 einen wachsenden Stadt-Land-Graben: Ein Drittel der Bevölkerung empfindet die Differenzen zwischen Stadt und Land als ernsthafte Belastungsprobe für die Schweiz. Immer weniger sind der Ansicht, ihre Anliegen werden vom jeweils anderen Pol gehört. Mit der Lebensqualität in ihrer Gemeinde sind die meisten zufrieden. Besonders positiv wird die Entwicklung dort wahrgenommen, wo das Wachstum überdurchschnittlich war – obwohl das Bevölkerungswachstum insgesamt kritisch beurteilt wird.

Um das Verhältnis zwischen Stadt und Land in der Schweiz besser zu verstehen und den Dialog zu fördern, hat die fenaco Genossenschaft 2021 in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut Sotomo den repräsentativen fenaco Stadt-Land-Monitor lanciert. Die dritte Ausgabe 2025 zeigt, wie sich das Spannungsfeld zwischen Stadt und Land seither verändert hat. Besonders im Fokus der diesjährigen Ausgabe stehen die Wahrnehmung der Lebensqualität in der Wohngemeinde und die Auswirkungen des Bevölkerungswachstums.

Belastungsprobe für den Zusammenhalt der Schweiz

Das Spannungsfeld zwischen Stadt und Land hat sich akzentuiert. Rund ein Drittel der Bevölkerung empfindet den Stadt-Land-Gegensatz als ernsthafte Belastungsprobe für die Schweiz – 2021 war es noch ein Viertel. Obwohl die meisten eine Verstädterung in ihrer Gemeinde wahrnehmen, identifizieren sich politisch immer mehr Schweizerinnen und Schweizer mit dem ländlichen Pol. Der Anteil, der sich auf die Seite des Lands schlägt, ist seit 2021 von 25 auf 33 Prozent gestiegen. Als Städterin oder Städter sieht sich in diesem Gegensatz nur noch knapp ein Fünftel.

Die Stadt- und noch stärker die Landbevölkerung sieht ihre Anliegen auf der jeweils anderen Seite unzureichend berücksichtigt. In den grösseren Städten ist der Anteil, der findet, die eigenen Anliegen bekämen auf dem Land genügend Gehör, seit 2021 von 37 auf 28 Prozent gesunken. Auf dem Land ist der entsprechende Anteil von 30 auf gerade noch 16 Prozent gesunken. «Wenn beide Seiten sich immer weniger berücksichtigt fühlen, ist das eine Gefahr für den inneren Zusammenhalt der Schweiz», analysiert Michael Hermann, Geschäftsführer von Sotomo. Michael Feitknecht, Vorsitzender der Geschäftsleitung der fenaco, betont: «Umso wichtiger ist es, dass wir den Dialog pflegen, die Pole im persönlichen Gespräch überwinden und gemeinsam Kompromisse und Lösungen finden. Dieses Zusammenspiel zwischen Bevölkerung, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft ist eine Stärke der Schweiz.»

Michael Feitknecht, Vorsitzender der Geschäftsleitung der fenaco
« Es ist wichtig, dass wir den Dialog pflegen, die Pole im persönlichen Gespräch überwinden und gemeinsam Kompromisse und Lösungen finden »

Hohe Lebensqualität – insbesondere in Gemeinden mit starkem Wachstum

Eine grosse Mehrheit von 86 Prozent bewertet die Lebensqualität in ihrer Wohngemeinde positiv. Fast die Hälfte nimmt eine Verbesserung in den letzten zehn Jahren wahr. Am positivsten beurteilt wird die Entwicklung beim ÖV-Angebot sowie bei Schulen und Kitas. Deutlich kritischer gesehen werden hingegen die Entwicklung des Wohnungsangebots in den Städten und des Gastroangebots auf dem Land.

Besonders positiv fällt die Einschätzung der Lebensqualität in Gemeinden aus, die in den letzten zehn Jahren überdurchschnittlich gewachsen sind (um 10 bis 14 Prozent). Mehr als die Hälfte der dort lebenden Personen nehmen eine Verbesserung der Lebensqualität wahr. In Gemeinden mit einem Bevölkerungsrückgang ist das Bild ganz anders: Nur 24 Prozent nehmen eine Verbesserung wahr.

Wohnungsangebot als grösste Herausforderung

Während die Befragten in wachsenden Gemeinden die Entwicklung der Lebensqualität positiv beurteilen, wird das damit verbundene Bevölkerungswachstum ambivalent gesehen: 48 Prozent sind der Meinung, es habe sich negativ auf ihre Gemeinde ausgewirkt; 39 Prozent sind gegenteiliger Ansicht. Auf dem Land ist der Anteil, der das Bevölkerungswachstum in der eigenen Gemeinde positiv beurteilt, mit 43 Prozent am grössten. «In ländlichen Gemeinden ist das Bewusstsein für die Wichtigkeit von Wachstum für den eigenen Wohnort am ehesten gegeben», erklärt Michael Hermann. Bei den Herausforderungen steht klar die Wohnungsknappheit an erster Stelle – insgesamt 55 Prozent der Befragten, in grösseren Städten sogar drei Viertel – nennen sie als Herausforderung. An zweiter Stelle folgen Staus im Strassenverkehr.

Michael Hermann, Geschäftsführer von Sotomo
« Das rasche Bevölkerungswachstum löst überwiegend negative Reaktionen aus. Im Alltag wird dann aber eine Verbesserung der Lebensqualität festgestellt. »

Wunschschweiz mit 8,3 Millionen Menschen

Deutlich negativer als in der eigenen Gemeinde wird das Bevölkerungswachstum in der Schweiz insgesamt angesehen. Nur gerade 23 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass sich das Bevölkerungswachstum der letzten zehn Jahre positiv auf die Schweiz ausgewirkt hat. Je ländlicher der Wohnort, desto kritischer fällt die Beurteilung aus. Für die Schweizerinnen und Schweizer liegt die optimale Bevölkerungszahl im Schnitt bei 8,3 Millionen Menschen – gegenüber aktuell 9 Millionen. Gleichzeitig erwarten die Befragten im Mittel, dass die Schweiz bis 2050 auf 10,8 Millionen Menschen wächst. Sie rechnen also mit einem anhaltend dynamischen Wachstum.

Insgesamt mache die Umfrage erstmals auf einen wichtigen Widerspruch aufmerksam, meint Michael Hermann: «Zwar löst das rasche Bevölkerungswachstum überwiegend negative Reaktionen aus. Im Alltag wird dann aber eine Verbesserung der Lebensqualität festgestellt. Und dies ausgerechnet dort am stärksten, wo die Bevölkerung überdurchschnittlich gewachsen ist.»

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