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Wo LANDI Velos wieder fit gemacht werden

Im LANDI Service Center Dotzigen (BE) werden jährlich Tausende Velos repariert – mit Leidenschaft von Renate Maurer und ihren Teamkolleg*innen.

Im LANDI Service Center in Dotzigen (BE) werden jedes Jahr Tausende Velos wieder in Schuss gebracht. Hier wird richtig angepackt: Mechanikerinnen und Mechaniker reparieren Bremsen, Ketten und Hightech-Komponenten von E-Bikes. Mittendrin: Renate Maurer, die nach Jahrzehnten im Detail­handel zurück zu ihrer Leidenschaft gefunden hat.

Ein leises Surren liegt in der Luft, das rhythmische Klacken einer Ratsche mischt sich darunter. Im Velo Service Center von LANDI Schweiz in Dotzigen (BE) riecht es nach Gummi, Metall und einem Hauch von Kettenöl. Zwischen den Arbeitsplätzen stehen Velos aller Art – vom einfachen Citybike bis zum leistungsstarken E-Bike. Mittendrin: Renate Maurer. Mit geübtem Griff zieht sie eine Bremsscheibe ab, runzelt die Stirn und nickt dann. «Öl drauf. Kein Wunder, dass die nicht mehr richtig zieht», murmelt sie, während sie routiniert neue Bremsbeläge einsetzt.

Alte Leidenschaft, neue Technik

Die LANDI Velowerkstatt ist kein kleiner Hinterhofbetrieb. Hier arbeiten elf Mechanikerinnen und Mechaniker, dazu zwei Teamleiter. In der Hochsaison von März bis August kommen noch zwei temporäre Kräfte dazu. Gemeinsam setzen sie jedes Jahr rund 10 000 Zweiräder instand. Die Logistik dahinter ist beeindruckend: Jährlich rollen rund 190 Lastwagen mit je 33 Paletten voller Velos heran – sie bringen neue Reparaturfälle oder holen frisch instand gesetzte Fahrräder wieder ab. Trotz der vielen Arbeit herrscht eine konzentrierte und ruhige Atmosphäre – jeder Handgriff sitzt, Hektik gibt es hier kaum.

Renate ist eine der Mechanikerinnen hier. Sie schätzt die Arbeit mit den Händen, das unmittelbare Erfolgserlebnis, wenn ein kaputtes Velo wieder rollt. «Man hat immer ein Problem, das man löst, und macht damit jemandem eine Freude», sagt sie. Renate hat ihre Lehre als Velomechanikerin 1987 abgeschlossen, damals als erste Frau im Seeland. Doch ihr Berufsleben nahm zunächst eine andere Richtung. 24 Jahre lang arbeitete sie als Rayonleiterin im Detailhandel. Erst mit 56 wagte sie die Rückkehr zu ihrer ersten Leidenschaft. «Ich kann nicht im Büro sitzen. Ich brauche etwas, wo ich anpacken kann», sagt sie mit einem Lächeln.

Hand- und Kopfarbeit ist gefragt

Ein typischer Arbeitstag beginnt für Renate mit dem Einloggen am Computer. Sie überprüft die Aufträge, holt sich das erste Velo auf den Montagebock und startet mit der Diagnose. Keine Reparatur gleicht der anderen, auch wenn sich die Abläufe in der Werkstatt oft ähnlich sind. «Manchmal braucht es einfach nur handwerkliches Geschick, manchmal viel Kopfarbeit», sagt Renate. Gerade wenn die Elektronik ins Spiel komme. Es gibt Probleme, die sind schnell behoben – eine neue Kette, frische Bremsbeläge.

Andere sind kniffliger: «Hin und wieder findet man den Fehler nicht sofort. Dann stellt man das Velo beiseite, nimmt das nächste und schaut später noch mal mit einem Kollegen drauf», erklärt sie. Ungeklärte Reklamationen gibt es bei ihr aber nicht. «Es gibt eigentlich kein Problem, das man nicht lösen kann», sagt sie überzeugt. Doch nicht jedes Zweirad bekommt eine zweite Chance. «Es gibt immer wieder Kundinnen und Kunden, die ihr Velo nicht mehr wollen, weil ihnen die Reparatur zu teuer ist.»

Seit Renates Lehrzeit hat sich die Welt der Fahrräder stark verändert. Früher landeten vor allem Dreigänger und Rennräder auf den Werkstatttischen, während heute E-Bikes mit komplexer Elektronik dominieren: 2024 machten sie über 90 Prozent der Reparaturen aus. «Elektronik muss man anders diagnostizieren. Aber man wächst da rein», sagt sie. Gleichzeitig merkt sie, dass manche Kunden unrealistische Erwartungen haben. «Ein LANDI Velo bietet als Einsteigerbike eine verlässliche Qualität zum fairen Preis. Es darf nicht mit dem Niveau eines spezialisierten Fachhandelsmodells verglichen werden, doch einige tun das trotzdem», erzählt sie schmunzelnd.

Teamgeist statt Hektik

Was die Werkstatt in Dotzigen für Renate so besonders macht, ist das gemeinsame Anpacken im Team. In kleineren Velogeschäften arbeiten oft nur zwei oder drei Mechanikerinnen und Mechaniker, hier ist es ein ganzes Team. Knapp eine Stunde Zeit haben sie pro Serviceauftrag. «Auch wenn wir Stress haben, helfen wir einander aus», sagt Renate. Das gilt nicht nur bei der Arbeit. Das Mittagessen nehmen sie gemeinsam ein, manchmal grillen sie nach der Arbeit oder fahren zusammen Kart. Die direkte Kommunikation untereinander schätzt sie besonders: «Wir sagen einander stets, was Sache ist. Kein unnötiges Drama, einfach arbeiten.»

Wenn sie ein Wunschrad bauen könnte? «Eins für mein Enkelkind», sagt sie, ohne zu zögern, während sie die letzte Schraube festzieht und das Rad prüfend dreht. Dann schiebt sie es vom Montagebock und greift nach dem nächsten Patienten – einem E-Bike, das eine neue Kassette braucht. Ein routinierter Handgriff, ein prüfender Blick, dann ein zufriedenes Nicken. Das nächste Velo kann kommen. 

Das Velo Service Center in Zahlen

Das Service Center in Dotzigen (BE) bearbeitet jährlich rund 10 000 Serviceaufträge, davon 91 Prozent E-Bikes. Im Schnitt dauert eine Reparatur 64 Minuten. 73 Prozent der Arbeiten fallen unter Garantieansprüche. Rund 33 000 Ersatzteile werden jährlich verbaut. Etwa eine halbe Million Ersatzteile hat das Service Center an Lager. Während der Saison arbeiten hier bis zu 13 Mechanikerinnen und Mechaniker. Vor der Erstauslieferung durchläuft jedes E-Bike einen strengen Swiss-Finish-Check: Schrauben werden nach­gezogen, Bremsen und Schaltung geprüft und eine Testfahrt durchgeführt. Bis zu 120 Velos werden täglich kontrolliert. Präzision und Qualität stehen dabei an erster Stelle.

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