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Wildblumen – nicht nur bezaubernd, auch existenziell für die Nahrungskette

Die Feldtage in Kölliken (AG) boten Führungen zum Thema Wildblumen an. Dies lockte Bauern, Gärtnerinnen und Naturfans gleichermassen an.

Die Feldtage in Kölliken (AG) boten Führungen zum Thema Wildblumen an. Dies lockte Bauern, Gärtnerinnen und Naturfans gleichermassen an. Denn das Interesse am Anbau von Biodiversitätsförderflächen wie etwa einer Wildblumenwiese wächst rasant. Auch in der Bevölkerung.

«Kommen Kornblumen, wenn es zu trocken ist?»

«Haben wir genug Saatgut im nächsten Jahr?»

«Welcher Boden eignet sich für welche Saatgutmischung?»

«Wie streng wird vom Bund kontrolliert? Und fallen meine Flächen aus dem Fördertopf, wenn zuviel Gras drin wächst?»

Die Bäuerinnen und Bauern haben viele Fragen im Hinblick auf die Neuregelung im kommenden Jahr. Michael Burri, der bei UFA-Samen für die Wildblumenmischungen zuständig ist, werden sie oft gestellt. So auch an den Feldtagen Anfang Juni in Kölliken (AG), wo er die verschiedenen Biodiversitätsförderflächen direkt auf dem Feld vorstellte und mit vielen interessierten Besuchenden über Vor- und Nachteile der einzelnen Mischungen diskutierte.

Ab dem Jahr 2024 schreibt der Bund den Bauernbetrieben mit über drei Hektaren offener Ackerfläche in der Tal- und Hügelzone vor, Wildblumenstreifen zur Förderung der Biodiversität auf Ackerland anzulegen. Diese sollen 3,5 Prozent der gesamten Ackerfläche ausmachen. Mit diesem Entscheid der Agrarpolitik soll den vom Aussterben bedrohten Wildbienen und anderen Bestäubern mehr Lebensgrundlage, Vögeln ihre Nistplätze und damit die Nahrungskette für Mensch und Tier gesichert werden. Die konventionelle Landwirtschaft habe ein zwiespältiges Verhältnis zu Wildblumen, denn sie erschwerten die Erntearbeit, erklärt ein Bauer vor Ort. Dennoch hat sich bei ihm und vielen seiner Berufskolleginnen und –kollegen die Einsicht durchgesetzt, dass ohne eine intakte Nahrungskette auch die Landwirtschaft in Schieflage gerät. Und der Bund unterstützt den Zusatzaufwand auf den Feldern. Mehr dazu ist auf der Website des Bundesamtes für Landwirtschaft zu lesen: Biodiversitätsbeiträge.

Zur Kundschaft des Wildblumenspezialisten Michael Burri gehören aber in «rasant wachsender Zahl» auch Vertreterinnen und Vertreter von Gartenfachgeschäften sowie Private, die in ihren Siedlungen Wildblumeninseln schaffen und so den Wildbienen zum Überleben verhelfen wollen. «Eine erfreuliche Entwicklung», wie Michael Burri feststellt. Ganz abgesehen davon, welch wunderprächtigen Farbtupfer solche Wildblumenwiesen in die Landschaft setzen.

Bald gibt’s die Züri Wildblumenwiese
UFA-Samen mischt und verkauft rund 540 verschiedene Wildblumen- und Gräserarten in Zusammenarbeit mit rund 40 Betrieben, die das einzelne Saatgut produzieren. Für die passenden Mischungen sorgt UFA-Samen Wildblumen, die nicht nur die Bauernbetriebe, sondern auch Einzelkundinnen und –kunden im Blick hat. Diese verwenden beispielsweise den «Blütenzauber» oder «Jubilé Wildblumenwiese» und beleben damit Böschungen, den Vorgarten oder Verkehrsinseln – auch im urbanen Umfeld. Bereits jetzt ist UFA-Samen in der Lage, regionale Mischungen anzubieten, wie Burri sagt. Die Kundinnen und Kunden dürfen zwischen Züri-Wiese oder Entlebucher Wildblumen wählen.

Was sind eigentlich Wildblumen?
Was aber ist genau unter dem Begriff «Wildblumen» zu verstehen? Michael Burri erklärt es: «Die Genetik der Blume muss aus der Natur innerhalb der Schweiz kommen, wir sammeln die Samen an wilden Standorten. Kornblumen, Margeriten, Färber-Hundskamillen, Taubenskabiose oder Flockenblumen werden also nicht gezüchtet, sie sind das buchstäbliche «Unkraut», das selber gewachsen ist. Wir säen und vereinzeln sie, danach kommen sie ins Feld und werden geerntet, sobald die Samenstände reif sind». Die gewonnenen Samen sind die Grundlage für die künftigen Produktionsflächen. Ein Teil wird als Basissaatgut zurückgehalten und wieder gesät, sodass die gleiche ursprüngliche Genetik erhalten bleibt.»

Bei der Suche nach wilden Standorten wird UFA-Samen von den Kantonen oder von Naturschutzorganisationen unterstützt. Auch wird an den Saatgutmischungen geforscht, die Produktmischungen werden weiterentwickelt. UFA-Samen arbeitet mit Agroscope, Infoflora, mit Bauernbetrieben und weiteren Partnerorganisationen zusammen. Jedes Jahr kommen 10 bis 20 neue Sammelstandorte dazu, sodass die regionalen Wildblumenmischungen immer vielfältiger werden..

Michael Burri freut sich zwar über die «wachsende Fläche biodiverser Flächen». Aber es gebe noch viel Luft nach oben. Und schweifen wir mit dem Blick über die bunten Blüten und beobachten, was zwischen den Halmen, Blättern und Blüten kriecht und summt, erfüllt dies nicht nur ihn mit Freude. «Wir können zwar nicht allein damit die Welt retten», sagt er über seine Tätigkeit. «Aber wir können durchaus einen entscheidenden Beitrag leisten».

Programmhinweis

Hingehen: Tag der Wilden Blumen am 15. September
UFA-Samen veranstaltet am Freitag, 15. September 2023, den ersten Tag der Wilden Blumen, eine Tagung für alle, die einen Beitrag zur Förderung der Biodiversität leisten wollen: von der Landschaftsgärtnerin über den Bauern bis zur Werkhofmitarbeiterin und den Saatgutproduzenten. Prominente Gäste präsentieren ihr Wissen und ihre Erfahrungen zum Thema, unter anderem Natur- und Tierfilmer Jan Haft, Autorin Ulrike Aufderheide oder Naturfotograf Roland Günter.

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