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Schnitt für Schnitt zum gesunden Baum

Ein Team von Baumschnitt-Spezialisten von RAMSEIER Aachtal zieht von November bis März durch die Ostschweiz. Auch beim Mostobstproduzenten Martin Müller in Kümmertshausen sind sie im Einsatz. Dabei werden sie von ihren beiden Hebebühnen «Urs» und «Hugo» unterstützt.

Eine fachgerechte Baumpflege ist elementar für eine ertragsreiche und nachhaltige Mostobsternte. Deshalb bietet RAMSEIER Aachtal jeden Winter ihren schweizweit einzigartigen Baumschnitt-Service für Mostobstlieferanten zum Selbstkostenpreis an. Auch Mostobstproduzent Martin Müller lässt während drei Tagen 120 seiner Hochstammbäume schneiden.

Stolz lässt Mostobstproduzent Martin Müller seinen Blick über seine Plantage schweifen: «Es sind prächtige 50- bis 70-jährige Bäume der alten Apfelsorte Sauergrauech. Es geht ihnen gut, doch bald geht es ihnen noch besser», schmunzelt er und erklärt, dass er den Baumschnitt-Service, den die RAMSEIER Aachtal AG, eine Tochtergesellschaft der Landi Aachtal und der RAMSEIER Suisse AG, für die Mostobstproduzenten in der Ostschweiz anbietet, aufgeboten hat. Es ist Samstag, kurz vor 8.00 Uhr, als die vier Baumschnitt-Spezialisten bei ihm eintreffen. Erfreut begrüsst Martin Müller das Baumschnitt-Team. «Heute regnet es zur Abwechslung nicht, also nutzen wir diese Gelegenheit», lacht Hans Forster, der seit zehn Jahren die Gruppe der Baumschnitt-Spezialisten leitet. Fast zwei Wochen lang musste die Gruppe auf den Einsatz warten: Ihre Hilfsmittel, zwei Hebebühnen, kamen nicht durch den hohen Schnee, und der anschliessende Dauerregen verwandelte die Wiese in einen Sumpf. Auch die Bäume waren zu nass und daher zu rutschig, um hochzusteigen. «Bei derartigen Bedingungen wäre unsere Arbeit zu gefährlich», sagt Hans Forster.

 «Urs» und «Hugo» als grosse Unterstützung
Doch viel Zeit zum Reden bleibt nicht. Sogleich begeben sich die Baumschnitt-Spezialisten in den Hinterhof, wo sie bereits vor Tagen die beiden Hebebühnen und einen Bauwagen voller Geräte wie Stangensäge, Schüttelhaken, Hochentastungssäge, Luftscheren und Leiter deponiert haben. Die zwei Hebebühnen sind besonders wichtig für die Arbeiten in luftiger Höhe und der grosse Stolz aller. Das Team hat sie liebevoll mit «Urs» und «Hugo» nach dem vormaligen Geschäftsführer der LANDI Aachtal und der RAMSEIER Aachtal AG Urs Huber, und dem derzeitigen, Hugo Fisch, benannt. Da sich «Urs» und «Hugo» auch per Fuss bedienen lassen, bleiben die Arme zum Schneiden frei. Der Schwenkbereich des Arbeitskorbs liegt bei knapp fünf Metern und die maximale Arbeitshöhe bei sieben Metern.

«Bevor wir einen Auftrag in Angriff nehmen, transportieren wir jeweils alle Gerätschaften zu dem Mostobstproduzenten, bei dem wir während mehreren Tagen eine Plantage von 70 bis 300 Bäumen schneiden. So sind wir am Morgen jeweils sehr rasch startklar. Im Sommer ruhen unsere Maschinen in Oberaach bei der LANDI Aachtal, erklärt Hans Forster. Für die Arbeiten bei Martin Müller verpasst das Baumschnitt-Team ihren Hebebühnen Stachelräder. Diese sorgen für mehr Halt im feuchten Untergrund. Nun kann das Team mit dem Schneiden beginnen. Für die vorgesehenen 120 Mostobstbäume werden sie knapp drei Tage benötigen.

Geballtes Fachwissen seit zehn Jahren
Hans Forster kann sich auf ein eingespieltes Team verlassen: Peter Rutishauser ist seit der Gründung des Baumschnitt-Service im Einsatz. Als Bauer mit eigenem Betrieb weiss er, auf was es bei der Pflege von Bäumen ankommt. Sandro Mock bringt seine Erfahrungen als gelernter Zimmermann und ebenfalls als Bauer mit ins Team. Es sei eine tolle Gelegenheit, das grosse Wissen von Hans Forster übermittelt zu bekommen und ständig dazuzulernen, betont er. Der vierte in der Gruppe ist Andreas Schmid, der bei der LANDI Aachtal als Allrounder arbeitet und nächsten Winter die Nachfolge von Hans Forster als Leiter der Baumschnitt-Gruppe antritt. Hans Forster: «Eigentlich wäre ich schon seit über einem Jahr pensioniert, doch die Arbeit im Freien und im Team gefällt mir zu sehr. Zudem ist es schön, den Bäumen etwas Gutes zu tun und mein Wissen an junge Menschen weiterzugeben.» Hans Forster half jahrelang als Selbständiger auf Bauernbetrieben aus, war später in der Mostobstverarbeitung – zuletzt bei RAMSEIER Aachtal – tätig. In einem Baumwärterkurs des Landwirtschaftlichen Zentrums (SG) und dem Bildungs- und Beratungszentrum Arenenberg konnte er sein Wissen über Hochstammobstbau weiter vertiefen.

Nebst den drei Baumpflegern, die nun bei Bauer Müller im Einsatz sind, gehören noch vier weitere zum Team, die Hans Forster für Aufträge aufbieten kann. Wegen der hohen Nachfragen von Produzenten könnte Hans Forster gar eine zweite Baumschnitt-Gruppe einsetzen. Doch leider mangelt es an interessierten Kandidateninnen und Kandidaten. «Viele denken, unsere Arbeit sei zu streng. Doch unsere Maschinen und Geräte nehmen uns sehr viel ab – so schaffen wir es, bis zu 40 Bäume pro Tag zu schneiden. Zudem gewöhnt man sich rasch an die Kälte», betont Peter Rutishauser.

Den Baumschnitt-Service von RAMSEIER Aachtal gibt es nun schon seit zehn Jahren: Urs Huber hat den Service im Winter 2010/2011 auf die Beine gestellt. Auslöser damals waren nicht nur die ertragsarmen Jahre, sondern auch viele kranke Bäume. Deshalb setzte man auf eine intensive Pflege der Obstbäume. «Der Baumschnitt-Service verhilft auf natürliche Art und Weise zu gesunden, robusten und ertragsreichen Bäumen. Dies kommt auch den Mostereien zugute: Sie erhalten damit nachhaltig qualitativ gutes Mostobst. Beide Seiten profitieren also von diesem Service, darum bieten wir diesen auch zum Selbstkostenpreis an», erklärt Hugo Fisch.

Drei «L» als Grundpfeiler für die Pflege
Das Team ist unterdessen beim zehnten Apfelbaum angelangt: Peter Rutishauser stationiert «Hugo» rechts vom Baum, Andreas Schmid den «Urs» links davon. Und schon schweben die beiden Baumpfleger in die Höhe. Während Peter Rutishauser und Andreas Schmid mit Hochentastungssäge und Luftscheren die Krone lichten und Leitäste von zu langen und zu schweren Nebenästen befreien, klettert Hans Forster in den Baum, um Äste vom Stamm mit der Handsäge zu lösen. Sandro Mock zieht mit dem Schüttelhacken vom Boden aus das abgeschnittene Holz, das sich in den Ästen verfangen hat, aus dem Baum. «Siehst du den Ast, der quer oben drüberwächst? Der muss weg», ruft Hans Forster Andreas Schmid zu. «Gute Baumpflege erklären wir mit den drei ‹L›: Licht, Luft, Leben. Das heisst, durch den Schnitt gelangt mehr Licht und Luft in die Krone, was den Bäumen zu mehr Leben verhilft. Sie werden seltener krank, da sie nach Regen und Schnee schneller trocknen. Und sie erhalten die Kraft, Früchte in guter Qualität reifen zu lassen – und zwar nicht nur an den äusseren Ästen, sondern auch im Innern», erklärt Andreas Schmid. Deshalb rät das Baumschnitt-Team, alte Hochstammbäume alle drei Jahre, junge Bäume (bis zehnjährig) jedes Jahr zu schneiden. «Grundsätzlich fördern wir durch den Schnitt die Leitäste und entlasten die Fruchtäste. Ähnelt die Baumform am Ende einer Pyramide, so gilt der Schnitt als perfekt», erklärt Hans Forster.

Bauer Müller beobachtet zufrieden die Arbeiten: «Wenn ich meine Bäume auf diese Weise regelmässig pflegen lasse, bleiben sie zehn, vielleicht auch zwanzig Jahre länger stehen. Das freut nicht nur mich, sondern all die Vögel und Insekten, die wir hier haben. Jetzt hat das Baumschnitt-Team jedoch einen guten Zmittag verdient!»

Anmelden und schneiden lassen:
Mostobstproduzentinnen und -produzenten der RAMSEIER Aachtal AG können sich für den Baumschnitt, der von Ende November bis Ende März angeboten wird, telefonisch oder via E-Mail anmelden unter  071 414 19 19, info@LANDI-aachtal.ch.

Alte Hochstammbäume sollten alle drei Jahre, jungen Bäume (bis zehnjährig) jedes Jahr geschnitten werden.

Die Mosterei RAMSEIER Aachtal AG ist ein reiner Saisonbetrieb und hat keine eigenen Mitarbeiter, d.h. die Mitarbeiter für die Mosterei und auch den Baumschnitt-Service werden von der Landi Aachtal gestellt.

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