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Kleine Energiebündel aus Sägeresten

Aus Fichten entstehen in Buttisholz (LU) primär Schalungsplatten, aber auch Holzpellets. Über 70 000 Tonnen davon vertreiben AGROLA und LANDI Schweiz. Ein perfekter Holzkreislauf.

Aus Fichten entstehen in Buttisholz (LU) primär Schalungsplatten, aber auch Holzpellets. Über 70 000 Tonnen davon vertreiben AGROLA und LANDI Schweiz. Ein perfekter Holzkreislauf.

24 Tonnen Rundholz transportiert Steve Rogger auf das Gelände der Tschopp Holzindustrie AG in Buttisholz (LU). Aufgeladen hat der Lastwagenchauffeur die Fichtenbaumstämme bei der Forstbetriebsgemeinschaft Untergäu bei Egerkingen (SO). «Es sind jeweils die schönsten Momente, wenn ich das bestellte Rundholz direkt im Wald abholen kann. Dann bin ich kurz für mich allein in der Natur», strahlt Steve. Seine Ladung ist eine von insgesamt 25 pro Tag, die Tschopp erreichen. Das über 100-jährige Unternehmen produziert in seinem Sägewerk Dreischicht-Schalungsplatten aus 115 000 Kubikmetern Rundholz pro Jahr. «Seit jeher kaufen wir Baumstämme aus den Wäldern im Umkreis von 100 Kilometern ein. Wir arbeiten daran, dass wir von dort künftig noch mehr Rohstoff erhalten, um den gestiegenen Bedarf zu decken. Es wäre genügend Holz vorhanden», erklärt Daniel Tschopp, der den Familienbetrieb zusammen mit seinem Bruder Ronald in dritter Generation führt. Dank fairen Kubikpreisen, dem effizienten Abtransport der Baumstämme aus dem Wald und raschen Abrechnungen würden sie einen guten Ruf bei den Holzlieferanten geniessen, sagt er.

Rohmaterial

Chauffeur Steve holt das Rohmaterial für das Sägewerk und somit auch für die Pelletverarbeitung direkt im Wald.

Entrinder

1500 Baumstämme rattern in 24 Stunden durch den Entrinder und die Gattersäge.

Pelletverarbeitung

Sägemehl, Hobelspäne und Holzschnitzel gehen in die Pelletverarbeitung. 

Kontrolle

Pedro kontrolliert, ob das Sägemehl einwandfrei ist.

Restmaterial als Rohstoff
Um das anfallende Restmaterial aus der Sägerei – Sägemehl, Hobelspäne und Holzschnitzel – und damit die Wertschöpfung zu optimieren, stieg Tschopp 2005 in die Holzpelletproduktion ein. Seither liefert das Unternehmen lose Pellets an AGROLA. Seit 2007 beliefert es auch die LANDI Schweiz Läden mit 15-Kilogramm-Pellet-Säcken. Ob lose oder in Säcken: Alle Pellets sind mit dem höchsten Qualitätslabel «ENplus-A1» zertifiziert. «Auf diese Weise können wir unser Restholz veredeln. Wir waren überzeugt, dass die CO₂-neutralen Energiebündel aus nachwachsenden Ressourcen Zukunft haben», erzählt Daniel. Für die heute 120 000 Tonnen produzierten Pellets pro Jahr stammen 40 Prozent des Roh­materials aus dem eigenen Sägewerk, die restlichen 60 Prozent kommen von anderen Werken, die ebenfalls Schweizer Holz verarbeiten. Und die Familie Tschopp investiert weiter: Dank dem Bau eines modernen Sägewerks kann ab Frühling 2023 doppelt bis dreimal so viel Rundholz verarbeitet werden, unter anderem für Schalungsplatten und Schnittholz. 
Damit verfügt Tschopp über deutlich mehr eigenes Restmaterial für seine Pelletproduktion. «Indem wir direkt mit Sägewerken zusammenarbeiten, können wir uns vorne in der Wertschöpfungskette einbringen. Auch bei einem durchschnittlichen Winter ist damit der Rohstoff für Pellets verfügbar», erklärt Alexander Stihl, Leiter Lager und Logistik bei AGROLA. Er ist regelmässig bei Tschopp für Schulungen, Qualitätskontrollen und Produktions­gespräche vor Ort.

Trocknung

Die 200 Tonnen Sägereste pro Tag werden bei 90 Grad getrocknet.

Pellets-Säcke für die LANDI

Für die LANDI Läden produziert Tschopp 1,7 Mio. 15-Kilogramm-Säcke pro Jahr.

Transport von AGROLA

Chauffeur Hans fährt für AGROLA täglich tonnenweise lose Pellets zu Kunden.

Aus Metern werden Zentimeter
Feiner Holzgeruch und das Rattern der Maschinen sind im Sägewerk und in der Pelletproduktionshalle allgegenwärtig. Hierher kommt das Restmaterial – rund 200 Tonnen – erst, wenn es in der Trocknungsan­lage bei 90 Grad bis zu 50 Prozent seiner natürlich enthaltenen Feuchtigkeit herausgeschwitzt hat. Dann wird das Material zermahlen und anschliessend unter hohem Druck durch Matrizen gepresst. Resultat sind die sechs Millimeter dicken Holzwürmchen, die in zwei bis vier Zentimeter lange Pellets geschnitten und mittels Förderband abtransportiert werden. Entweder zur Abfüllmaschine für die 15-Kilogramm-Säcke oder in zwei Silos mit einem Fassungsvermögen von 1000 und 7000 Tonnen. «Normalerweise sind es rund 7500 Säcke pro Tag für die LANDI Läden. Aufgrund der gestiegenen Nachfrage produzieren wir seit dem Sommer 10 000 Säcke pro Tag. Und das reicht eigentlich immer noch nicht», erzählt Pedro Da Costa, stellvertretender Leiter des Tschopp Pelletwerks. Er ist zusammen mit neun Mitarbeitenden für die Qualitäts­kontrolle und den reibungslosen Ablauf verantwortlich. Während die einen Pellets abgesackt werden, stellt Hans Egli, Chauffeur des AGROLA Vertragsspe­diteurs Interspan Tschopp AG, seinen Lastwagen unter das grosse Silo auf die Brückenwaage. Er öffnet die Verladeluke und lässt zehn Tonnen lose Pellets in seinen Tank strömen. Nachdem er am Vormittag bereits 23 Tonnen Pellets an die LANDI Aesch geliefert hat, bringt er die neue Ladung kurz vor Mittag in ein Buttisholzer Altersheim. Die grösste Abnehmerin von Tschopp ist aber AGROLA. Die Energiedienstleisterin ist im Vertrieb der losen Ware in grosser Menge für Einfamilienhäuser und Grossbauten Schweizer Marktführer. Aufgrund der aktuellen Versorgungslage beschafft AGROLA rund 70 Prozent der Holzpellets bei Schweizer Produzenten. Nebst Tschopp sind dies die Bartholdi Pellets AG in Bussnang (TG) und die Lehmann Holzwerke AG in Gossau (SG). Ziel ist es, diese Menge so bald als möglich wieder auf die bisherigen 80 Prozent zu steigern. Um den gesamten Bedarf der Schweiz zu decken und Ver­sorgungs­engpässe zu vermeiden, stammen die restlichen Prozent der Holzpellets aus dem nahen Grenzgebiet. Alexander: «Unser Ziel sind volle Lager. So wie wir das im Herbst sicherstellen konnten.»  

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