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Persönlich oder virtuell: Wie erreichen wir die Kundschaft heute?

Zwei Betriebe zeigen ihre Strategien auf: Der Leimenhof in Wenslingen (BS) nutzt Social Media, während der Hof Wyss beim Spycher aus Boningen (SO) auf persönliche Begegnungen setzt.

Die Informationsflut heute ist riesig. Wie macht ihr euch bei eurer Kundschaft bemerkbar?

René Ritter: Wir haben uns bewusst für Social Media entschieden, weil wir auf diesem Weg unsere Geschichte selber erzählen können. Wir wollen ein realistisches Bild der Landwirtschaft vermitteln. Zudem können wir eine eigene Marke aufbauen und sind unabhängig von Labels. Unsere Kundinnen und Kunden können direkt über Social Media unsere Produktion erleben.

Stefan Wyss: Die meisten, die Interesse haben, kommen direkt zu uns auf den Hof. Unser Spycher neben dem Veloweg ist ein Anziehungspunkt für Besucherinnen und Besucher. Oft entstehen spontan Gespräche. Werbung machen wir kaum; unsere Hauptkommunikation geschieht im persönlichen Kontakt mit den Besucherinnen und Besuchern. Da wir nur wenig Direktverkauf betreiben, ist eine digitale Präsenz für uns bisher nicht notwendig.

Was zeichnet eure jeweilige Kommunikationsstrategie aus?

René Ritter: Über Social Media haben wir eine grössere Reichweite. Besonders auf Plattformen wie Instagram, TikTok und YouTube erreichen wir verschiedene Altersgruppen und können sie gezielt ansprechen. Dabei spielt natürlich Unterhaltung eine entscheidende Rolle.

Stefan Wyss: Unsere ersten Hofevents entstanden durch eine Anzeige in der Bauernzeitung zum 1.–August-Brunch vor über 30 Jahren. Anfangs war der Anlass klein, aber er ist stetig gewachsen. Mittlerweile kommen 500 bis 600 Gäste! Gerade durch Corona wurde uns bewusst, wie wichtig diese persönlichen Begegnungen sind.

Stefan Wyss, Landwirt
« Trotz Digitalisierung verliert der persönliche Kontakt nie an Bedeutung. Im direkten Austausch entsteht Vertrauen. »

Was motiviert euch, so viel in die Kommunikation zu investieren?

René Ritter: Wir erreichen Menschen weit über unsere Region hinaus. Besonders junge Leute, die sich sonst kaum mit Landwirtschaft beschäftigen, können wir so abholen. Zudem erlaubt uns Social Media, mit unserer Community direkt zu interagieren, Fragen zu beantworten und Missverständnisse aufzuklären.

Stefan Wyss: Unsere Veranstaltungen schaffen direkte Begegnungen. Die Gäste geniessen unser Essen und sehen direkt vor Ort, wo es herkommt. Sie können unsere Tiere streicheln. Die Eltern schätzen es, dass die Kinder in der Nähe spielen, während sie sich entspannt an unserem 1.–August-Brunch erfreuen. Das fördert nicht nur den Austausch, sondern auch das Verständnis für die Landwirtschaft.

Gibt es auch Herausforderungen?

René Ritter: Social Media ist ein ständiges Investment und benötigt Zeit und Kreativität. Ich verbringe wöchentlich ein bis anderthalb Arbeitstage mit der Erstellung von Inhalten für unsere Kanäle. Ausserdem ist die Balance zwischen Unterhaltung und Information eine Herausforderung – Menschen wollen unterhalten werden, aber wir wollen auch Wissen vermitteln. 

Stefan Wyss: Die Vorbereitung eines Events ist aufwendig. Wir beginnen eine Woche vorher, putzen die Scheune, richten Tische und bereiten alle Speisen selbst zu – von Brot über Käse bis hin zu Rösti. Dieser Aufwand lohnt sich, weil die Gäste die Authentizität und Regionalität schätzen. Es ist aber nicht immer einfach, genügend Helferinnen und Helfer zu finden.

René Ritter, Betriebsleiter Leimenhof
« Über Social Media wollen wir Menschen für die Landwirtschaft begeistern und Missverständnisse abbauen. »

Werfen wir noch einen Blick auf die Kommunikation der Zukunft.

René Ritter: Digitale Kommunikationskanäle werden immer wichtiger. Gleichzeitig bleibt die persönliche Bindung zu den Kundinnen und Kunden entscheidend. Deshalb kombinieren wir Social Media mit physischen Events wie unserem jährlichen Hoffest im September, das den direkten Austausch ermöglicht.

Stefan Wyss: Trotz Digitalisierung wird der persönliche Kontakt nie an Bedeutung verlieren. Gerade im direkten Austausch entsteht Vertrauen. Obwohl wir selbst nicht online aktiv sind, stimme ich René zu: Die digitale Kommunikation wird für die Landwirtschaft immer bedeutsamer. Viele unserer Kolleginnen und Kollegen setzen verstärkt auf Social Media, um mehr Menschen zu erreichen.

Fazit

Nicht entweder oder lautet die Devise, sondern sowohl als auch. René Ritter und Stefan Wyss sind sich einig: Auch wenn die digitale Kommunikation an Bedeutung gewinnt, der persönliche Kontakt bleibt zentral. Ob online oder offline – beide Wege haben ihre jeweiligen Stärken. In vielen Fällen erweist sich eine sinnvolle Kombination als der richtige Weg.

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