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Obstbauern sind auf den Frost vorbereitet

Nach der Obstbaumblüte bis zu den Eisheiligen im Mai sind die Obstbauern immer auf der Hut.

Nach der Obstbaumblüte bis zu den Eisheiligen im Mai sind die Obstbauern immer auf der Hut. Bei der geringsten Frostgefahr müssen sie Schutzmassnahmen ergreifen, um den Verlust der Jahresernte zu verhindern. Erklärungen am Beispiel von Gabriel Cajeux in seinem Obstgarten in Fully.

Es war eine kurze Nacht für Gabriel Cajeux, seinen Vater und seinen Onkel. Die drei Walliser Produzenten besitzen 25 Hektar Obstgärten in Fully. Es sind vor allem Apfel- und Birnenbäume, aber auch einige Pflaumen und Aprikosen. Sie arbeiten mit Union-Fruits in Charrat zusammen, einem Unternehmen, das zu fenaco Landesprodukte gehört.

«Die Temperaturen waren im Februar sehr mild und die Aprikosen blühen bereits seit dem 10. März. Das ist sehr früh und das Frostrisiko ist hoch», erklärt Gabriel Cajeux.  Die für die nächsten Tage angekündigten Minusgrade gefährden die gesamte Jahresernte. Denn der Frost kann grosse Schäden verursachen, die sich auf die gesamte Jahresproduktion auswirken. «Dieser Zeitraum ist sehr wichtig. Der Ertrag eines ganzen Jahres steht auf dem Spiel», fügt der Obstbauer hinzu. 2017 hatte er einen Grossteil seiner Produktion verloren, als ein Frosteinbruch im Frühling in den Kulturen im Wallis grosse Schäden verursacht hat.

Eine Kälteperiode in den kommenden Wochen wäre problematisch. Obstbäume verkraften zwar niedrige Temperaturen, wenn sie aus ihrer Winterruhe erwachen, aber sobald die Blüte beginnt, werden sie viel empfindlicher. Wenn die Blüten gefrieren, können aus ihnen keine Früchte mehr wachsen.

Schützendes Eis
Für die Obstbauern gibt es glücklicherweise verschiedene Möglichkeiten zum Schutz der Knospen vor dem Frost. Bei der Technik des Beregnens mit Wasser beispielsweise werden die Knospen vom Eis eingehüllt. Durch die Umwandlung von Wasser in Eis wird Energie freigesetzt, womit eine schützende Hülle um die Knospen herum entsteht. Die Beregnung erfolgt in der Regel nachts.

Wie alle Obstproduzenten in der Region ist auch Gabriel Cajeux in Alarmbereitschaft. In den kältesten Bereichen seines Betriebs ist ein Netzwerk von Sonden platziert, das mit seinem Handy verbunden ist. Sobald die Temperaturen auf einen kritischen Grenzwert sinken, wird der Obstbauer durch eine Warnmeldung geweckt und kann die Beregnung starten. Die Technik ist heikel, denn die Eisschicht darf nicht zu schnell schmelzen. Die Parzellen müssen beregnet werden, bis die Temperaturen wieder im Plusbereich sind. «Wenn der Baum bereits blüht, besteht bei dieser Methode die Gefahr, dass der Pollen ausgeschwemmt wird und die Befruchtung gefährdet ist», fügt Gabriel Cajeux hinzu. 

Lufterwärmung mit Paraffinkerzen
Auch Kerzen sind eine Möglichkeit: Zwischen den Bäumen werden Paraffinblöcke in Metallkanistern platziert, so wird die Luft durch Konvektion erwärmt. Diese Methode kommt insbesondere in Hanglagen zum Einsatz, wenn das Gelände den Aufbau einer Beregnungsanlage verunmöglicht. 

Mit diesen Lösungen können die Obstbauern ihre Ernte retten, aber die Situation bedeutet einen grossen Mehraufwand.

Der erste Frühlingstag ist da, doch die Nachttemperaturen lagen unter dem Gefrierpunkt. Gabriel Cajeux ist in Alarmbereitschaft. Die Methoden, um seine Obstgärten vor dem Frost zu schützen, haben funktioniert. Aber bis zu den Eisheiligen im Mai ist Wachsamkeit gefragt. «Die Apfel- und Birnenbäume blühen nach den Aprikosen. Noch kritischer als die Blüte ist der Fruchtansatz – die allererste Phase der Entwicklung der Frucht nach der Befruchtung. Die jungen Früchte sind noch frostempfindlicher», erklärt Gabriel Cajeux abschliessend. Er wird bis im Mai noch einige schlaflose Nächte erleben.

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