900 000 Kilowattstunden Energie aus Sonnenlicht produzieren die PV-Anlagen im Agrarzentrum Lyssach (BE) pro Jahr – und decken damit die Hälfte des Stromver-brauchs im Areal ab. Möglich machen dies die PV-Module, die auf Dächern und Fassaden in verschiedenen Richtungen und mit unterschiedlichen Neigungen montiert sind. Eine Erfolgsgeschichte in Sachen Sonnenenergie.
2627 Photovoltaikmodule glänzen auf den Dächern, an den Gebäude- und Silo-Fassaden des Agrarzentrums in Lyssach (BE) in der Sonne. Gemeinsam erzeugen sie rund 900 000 Kilowattstunden pro Jahr. Das Entspricht dem Jahresverbrauch von etwa 230 Einfamilienhäusern. Umgerechnet auf die E-Mobilität könnte man damit ein E-Auto 18 000 Mal mit je 50 Kilowattstunden laden. «Auf diese geballte Leistung bin ich schon stolz. Es ist eine Erfolgsgeschichte», freut sich Roland von Däniken. Der Projektleiter von fenaco Areale und Technik Mittelland kennt das Areal in Lyssach und die PV-Anlagen gut. Als langjähriger Areal-Verantwortlicher begleitete er auch das Sonnenenergieprojekt als Bauleiter. AGROLA installierte in Zusammenarbeit mit externen Partnern bereits 2020 die ersten PV-Module. Seither hat die Energietochter der fenaco die Photovoltaikanlage ausgebaut.
Schritt für Schritt zur Vorzeigeanlage
Zuerst erhielt das Silo, das bereits seit 1974 auf dem Gelände in Lyssach steht, PV-Module. «Die 306 Module an der Silofassade waren vor fünf Jahren ein Novum», erinnert sich Roland von Däniken. Im Zuge des Neubaus von LANDI Koppigen-Wynigen und des fenaco Bürotrakts kamen 2023 über 1000 weitere Module dazu. «Die Koordination mit Strüby Holzbau, Gerüstbauern und Handwerkern war beeindruckend. Die Monteure der PV-Module konnten direkt den Dachdeckern folgen», erinnert sich Joel Ryf, der AGROLA Projektleiter.
Im Frühsommer 2025 baute AGROLA die Anlage nochmals aus. In nur einem Monat wurden weitere 1200 PV-Module installiert. Bemerkenswert: Die Solarmodule sind in unterschiedlichen Himmelsrichtungen und mit unterschiedlichen Neigungen montiert – von Nordost bis Nordwest, von flach auf den Dächern bis zu senkrecht an den Fassaden des Silos und des Bürotrakts. «So profitieren wir den ganzen Tag von der Sonneneinstrahlung», erklärt Joel Ryf. Der Effekt: Mit dem Ausbau im Jahr 2025 hat sich die Leistung der Anlagen verdoppelt. «Zudem sehen die Module gut aus. Das Silo und die Gebäude haben damit einen modernen Touch erhalten», sagt Joel Ryf.
Die Solaranlage liefert 50 Prozent des Stromverbrauchs
Auf das Jahr gerechnet deckt die Solaranlage heute rund 50 Prozent des gesamten Stromverbrauchs auf dem Areal. Dieser beträgt 1,3 Mio. Kilowattstunden pro Jahr. Auf der 33 000 Quadratmeter grossen Nutzfläche befinden sich das grösste Saatgutlager der Schweiz, ein Pflanzenschutzlager und eine Logistikplattform, ein Bürogebäude für 150 Fachleute von AGROLINE, Anicom, fenaco, LANDOR, UFA, UFA-Samen und SEMAG, eine AGROLA Tankstelle, einer Schnellladestationen für Privatautos und Waschanlagen sowie der Hauptsitz von LANDI Koppigen-Wynigen und ein LANDI Laden. Strombezüger ist auch die Wärmepumpe. Im Sommer kühlt sie die Arbeitsplätze, im Winter beheizt sie und nutzt dazu das Grundwasser. «Herzstück des Verbrauchs am Standort Lyssach ist die Saatgutaufbereitung. Das von den Landwirtinnen und Landwirten abgelieferte Saatgut von Gerste, Weizen, Dinkel und Hafer – jährlichen 10 000 Tonnen – wird hier getrocknet, sortiert, gereinigt und gelagert. Daraus entstehen rund 5 500 Tonnen Saatgetreide für die Schweizer Landwirtschaft», erklärt Roland von Däniken.
Ein Microgrid sorgt dafür, dass Lastspitzen in der Energieversorgung auf dem Gelände geglättet werden. Zudem: Überschüssiger Solarstrom, etwa zur Mittagszeit an sonnigen Tagen, kann das Agrarzentrum ins Netz einspeisen. Im Gegenzug bezieht der Standort bei schlechtem Wetter und in der Nacht Strom aus dem Netz. Ein ausgeklügeltes Messsystem misst auf dem gesamten Areal den Verbrauch von Strom, Wärme, Kühlung, Gas und Wasser. Roland von Däniken: «So können wir gezielt optimieren und möglichst den Strom der PV-Anlage nutzen.»