In den sandigen Böden der Rhoneebene baut Pascal Lattion seit 2014 Spargel an. Die Saison ist kurz und dauert von April bis Juni. Für Arbeit sorgt die Kultur dennoch das ganze Jahr über.
Von April bis Juni, während der Spargelsaison, herrscht auf dem Landwirtschaftsbetrieb von Pascal Lattion in Collombey-Muraz (VS) Hochbetrieb. In wenigen Tagen ist Muttertag. Nebst Ostern ist dann die Nachfrage am grössten. Der 55-jährige Walliser Landwirt, der mit seinem Bruder Claude und Stéphane Ruppen eine Betriebsgemeinschaft bildet, ist morgens auf den Feldern mit der Ernte beschäftigt. Am Nachmittag arbeitet er im Direktverkauf. Im dafür eingerichteten Verkaufsraum herrscht ein reges Kommen und Gehen.
Pascal, der auch Verwaltungsratspräsident der LANDI Chablais-Lavaux ist, baut seit zehn Jahren Spargel an: «2014 haben mehrere Regio-Labels die Verträge für meine Karotten und Zwiebeln nach unten korrigiert. Das hat mich dazu veranlasst, über andere Kulturen nachzudenken. Unser Betrieb liegt in der Nähe der Rhone. Darum ist der Boden sandig und ideal für Spargel.»
Pascal Lattion informierte sich, besuchte Spargelbetriebe in Frankreich und Deutschland, um sich mit der Technik vertraut zu machen, und pflanzte zwei Hektaren an. Die Ernte im Frühjahr 2015 war überschaubar. «Im ersten Jahr produzieren die Pflanzen etwa 100 Gramm pro Meter. Ab dem vierten Jahr kann der Ertrag bis zu 700 Gramm pro Meter betragen. Aber das hängt auch vom Wetter ab», betont er. Pascal Lattion wollte seinen Spargel ausschliesslich über den Direktverkauf vertreiben. Also musste der Landwirt seinen Namen unter die Leute bringen.
Eine vielfältige Kundschaft
Die Mund-zu-Mund-Propaganda funktionierte gut. Von Jahr zu Jahr vergrösserte Pascal Lattion die Fläche, auf der er Spargel anbaute. Heute beliefert er lokale Restaurants und Geschäfte, darunter die LANDI Läden in Aigle und Puidoux. Auch mehrere Gourmetrestaurants in der Westschweiz bestellen bei ihm Spargel.
Um dieser vielfältigen Kundschaft mit ihren unterschiedlichen Erwartungen gerecht zu werden, hat sich der Landwirt auch technologisch aufgerüstet: Eine spezielle Maschine reinigt und sortiert den Spargel nach Grösse und Qualität. «So kann ich weissen, grünen und violetten Spargel der ersten, zweiten und dritten Wahl anbieten und Lebensmittelverschwendung vermeiden, da alles verkauft wird.»
Die Kundschaft schätzt die Innovationsfreude von Pascal Lattion. «Der Spargel ist hervorragend und ich spare mir das Schälen», sagt eine treue Kundin. Pascal Lattion hat sich nämlich eine Maschine angeschafft, die den Spargel schält. Ausserdem hat er einen Spargel-Selbstbedienungsautomaten aufgestellt. So können sich die Fans des edlen Gewächses auch ausserhalb der offiziellen Verkaufszeiten mit seinem Spargel eindecken.
Der Walliser ist immer auf der Suche nach Neuheiten. Jüngst hat er zu Testzwecken eine Maschine bestellt, die für die Mikrowelle bestimmt ist: «Ich teste sie dieses Jahr. Wenn das Angebot ankommt, bleibt die Maschine wahrscheinlich hier.»
Anspruchsvoll im Anbau
Von April bis Juni sind neben seiner Familie, die ihn beim Verkauf ab Hof unterstützt, etwa zehn Personen beschäftigt, die speziell für die Ernte geschult wurden. Der Spargelanbau ist anspruchsvoll: «Wir arbeiten just in time und müssen uns ständig an das Wetter anpassen», sagt Pascal Lattion, der mit den Kunststofffolien jongliert, welche die Kulturen bedecken. Je nach Temperatur im Herzen des Damms sind sie schwarz oder weiss gefärbt. «Wenn es über 20 Grad Celsius warm ist, kommt der Spargel schnell heraus und blüht. Bei vollem Wachstum kann er bis zu fünf Zentimeter pro Tag wachsen.»
Auf den Feldern gibt die Maschine, die den Kunststoff anhebt, die weissen Spargelspitzen frei, die bereit sind, geerntet zu werden. Agnieszka, eine langjährige Saisonniere, löst den Spargel aus der Erde und schneidet ihn am unteren Ende mit einer sicheren und geübten Handbewegung ab.
Kontinuierliche jährliche Überwachung
Wenn die Spargelsaison Ende Juni zu Ende geht, geht die Arbeit auf den Feldern weiter. Alle Hartplastikmulchen werden entfernt und die Reihen leicht umgestossen. Zusammen mit seinem Team bedeckt Pascal Lattion die Reihen mit biologisch abbaubarem Kunststoff. Die Bewässerung erfolgt durch Tröpfchenbewässerung. Im Sommer wachsen die Pflanzen zu Sträuchern heran, die bis zu zwei Meter hoch werden können. Pascal Lattion überwacht täglich den Zustand der Kulturen, um zu prüfen, ob eine Behandlung notwendig ist. Im November, wenn der Saft wieder nach unten fliesst, analysiert er die Wurzeln und den Zuckergehalt. Dieser ist entscheidend für die nächste Ernte. «Wenn die Sträucher trocken sind, zerkleinern wir sie und belassen sie auf den Feldern, um organisches Material zuzuführen», erklärt er. Im Winter schläft die Pflanze. Im Februar werden die Dämme neu geformt, gedüngt und gemulcht. «Sobald die Bodentemperatur 12 Grad Celsius erreicht, meist im März, wacht die Pflanze auf und die neue Saison kann beginnen», sagt Pascal Lattion abschliessend.
Weisser und grüner Spargel von derselben Pflanze
Wussten Sie, dass weisser und grüner Spargel von ein und derselben Pflanze stammt? Der Unterschied liegt in der Art und Weise des Anbaus. Weisser Spargel wächst unter der Erde und wird geerntet, sobald die Spitzen aus der Erde ragen.
Grüner Spargel wird später geerntet. Die Knospe kommt aus der Erde, wächst und wird dünner, da sie vom Sonnenlicht angezogen wird. Die grüne Färbung entsteht durch den Prozess der Photosynthese und die Entwicklung des Chlorophylls unter Lichteinwirkung.